Peter Jacobi. Erinnerung wird Form – Skulpturen, Reliefs, Fotografien

Ausstellung in der Galerie im Prediger

Zur Ausstellung

Peter Jacobi, Drapierter Torso, 1965 / um 2020, Eiche, aufwendig geschnitzt, Textilassemblage, 195 × 220 × 60 cm. © Peter Jakobi, Foto: Museum im Prediger, Joachim Haller.
Peter Jacobi, Drapierter Torso, 1965 / um 2020, Eiche, aufwendig geschnitzt, Textilassemblage, 195 × 220 × 60 cm. © Peter Jakobi, Foto: Museum im Prediger, Joachim Haller.

Peter Jacobi, 1935 in Rumänien geboren, hat in über fünfzig Schaffensjahren ein großes und facettenreiches Werk hervorgebracht. Sein beeindruckendes und reichhaltiges Œuvre erscheint als kontinuierliches und vielschichtiges Nachdenken über Identität und Erinnerung, über vergangene, vergehende und verbleibende Zeit in einer reduzierten, abstrahierten Formensprache.
„Die Rettung vor dem Vergessen und die Heilung des Gedächtnisses durch Ästhetik“ (Magda Predescu) ziehen sich als roter Faden durch sein Werk: Sei es der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem „Westwall“, den militärischen Westbefestigungen mit Bunkern, Sperranlagen und Geschützstellungen aus der Nazi-Zeit. Sei es in den Werken zum „Holodomor“, der verheerenden, von der stalinistischen Politik in der Sowjetukraine zwischen 1931 bis 1933 herbeigeführte Hungersnot, der rund 4 Millionen Ukrainer zum Opfer fielen. Oder seien es die „Stillleben nach dem Exodus“, Fotografien, die an die Zerstörung und den Verfall der sächsischen Wehrkirchen in Siebenbürgen erinnern.

Die Ausstellung versammelt Ausschnitte aus Peter Jacobis umfangreichen Werk, woraus sie wichtige Pole abbildet: von einem eichenen Torso mit Textilassemblage aus dem Jahr 1965 bis zu jüngst entstandenen Säulen in Bronze und Eisenguss. Dazwischen spannen sich beispielhaft zentrale Werkgruppen. Gezeigt werden 85 Skulpturen, Reliefs und Fotografien des international renommierten Künstlers.

Peter Jacobi, Drapierter Torso, 1965 / um 2020, Eiche, aufwendig geschnitzt, Textilassemblage, 195 × 220 × 60 cm. © Peter Jakobi, Foto: Museum im Prediger, Joachim Haller.

Das Werk Peter Jacobis entzieht sich einer strengen, abgrenzenden Klassifizierung, umfasst es doch die verschiedensten, ineinandergreifenden Medien: von der Bildhauerei über Textilarbeiten und Fotografie bis hin zu einem weiten Begriff von Installation. Die über Jahrzehnte gewachsenen Werkgruppen des Künstlers sind prozesshaft und mehrdimensional miteineinander verwoben.

Peter Jacobis künstlerisches Konzept spannt sich zwischen der Abstraktion und Figuration, zwischen dem Narrativen und Dokumentarischen. Geometrische, modulare und organische Säulen mit variierenden Querschnitten bilden einen zentralen Aspekt seiner bildhauerischen Arbeit. Bronze, Eisen und Stahl, Marmor und Schiefer gehören zu seinen bevorzugten Materialien. Parallel zur Bildhauerei entstanden stets auch Fotografien. Fotografie und Bildhauerei sind bei Peter Jacobi inhaltlich untrennbar miteinander verknüpft. Beide Medien stehen in einem unauflöslichen Wechselspiel. Die fotografischen Arbeiten, die seit den 1980er Jahren entstehen, zeugen von Peter Jacobis bildhauerischer Vorstellung von Raum und Volumen und legen eine enorme plastische Präsenz an den Tag. Umgekehrt haben viele skulpturale Werke in Fotografien ihren Ausgangspunkt, indem sie plastischen Formüberlegungen dienen oder Statusänderungen festhalten.

Zum Künstler

Peter Jacobi, Foto:  Sebastian Seibel
Peter Jacobi, Foto: Sebastian Seibel

Peter Jacobi studierte von 1955 bis 1961 Bildhauerei an der Kunstakademie Bukarest. Gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der 2022 verstorbenen Künstlerin Ritzi Jacobi, fertigte er in den 1960er- und 70er-Jahren großformatige Textilreliefs, die weltweit zu sehen waren. 1970, nach der Teilnahme an der Biennale in Venedig, wanderten Peter und Ritzi Jacobi nach Deutschland aus, wo sie für weitere zehn Jahre ihr gemeinsames Schaffen fortsetzten. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1998 war Peter Jacobi Professor für Gestaltung an der Hochschule Pforzheim.

Peter Jacobi gehört zu einer bedeutenden, international tätigen Generation von Künstlern, deren Arbeit einen maßgeblichen Einfluss auf die zeitgenössische Kunstgeschichtsschreibung in der Nachkriegszeit ausgeübt hat. Seine Arbeiten befinden sich weltweit in Museen und Privatsammlungen sowie im öffentlichen Raum. 2009 wurde das von ihm entworfene Mahnmal für die Holocaust-Opfer in Bukarest eingeweiht, das an die 300.000 ermordeten rumänischen Juden und Roma während des Zweiten Weltkrieges erinnert. Für sein Schaffen wurde er vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2020 mit dem Constantin Brâncuși-Nationalpreis.

Peter Jacobi lebt und arbeitet in Wurmberg bei Pforzheim.

Peter Jacobi, Foto: Sebastian Seibel

Veranstaltungsort

Galerie im Prediger
Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd
Johannisplatz 3
73525 Schwäbisch Gmünd

07171 603-4130
07171 603-4129

Veranstalter

Museum und Galerie im Prediger
Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd
Johannisplatz 3
73525 Schwäbisch Gmünd

07171 603-4130
07171 603-4129

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