Johann Georg Strobel.

Das Porträt im Barock. Johann Georg Strobel (1735 – 1792)

15. Februar – 24. Juni 2001

Johann Georg Strobel (1735-1792), Selbstbildnis, 1791, Öl auf Leinwand, 96,5 x 79,5 cm, Sammlungen Musem im Prediger
Johann Georg Strobel (1735-1792), Selbstbildnis, 1791, Öl auf Leinwand, 96,5 x 79,5 cm, Sammlungen Musem im Prediger

Er war sowohl Künstler, und zwar mit dem Sinn für das Detail, als auch Chronist – der spätbarocke Porträtmaler Johann Georg Strobel (1735-1792): Aufschluss hierüber gibt eine umfassende Sonderausstellung im Museum im Prediger, in der 15. Februar bis 24. Juni 2001 erstmals alle 72 Gemälde (Öl auf Leinwand) und 53 grafische Arbeiten (Feder-, Pastellkreide- und Rötelzeichnungen sowie Radierungen) des Bildnismalers aus Museumsbesitz gezeigt werden. Hinzu kommen zwei Leihgaben aus Privatbesitz mit Szenen aus dem Leben Heiliger. Diese Arbeiten sind besonders deshalb von Interesse, weil sakrale Themen bei Strobel eher ungewöhnlich wirken, weil er primär als Porträtmaler in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Mit der Ausstellung wird erstmals seit der bisher einzigen Strobelpräsentation – sie zeigte im Jahr 1914 zusammen mit Privatleihgaben ca.100 Arbeiten – das Werk eines Künstlers beleuchtet, der wie kein anderer die Kunst und die Gesellschaft der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Schwäbisch Gmünd in seinem Œuvre mit akribischer Detailfreude widerspiegelt. Zwar konnten für die Ausstellung leider nur wenige der stark restaurierungsbedürftigen Arbeiten geringfügig gereinigt werden und so ist in der Ausstellung simultan Restauriertes und Restaurierungsbedürftiges zu sehen – jedoch zeigt gerade dieser Vergleich, welch feine Maldetails hinter manchen Strobelgemälden schlummern; denn nicht zuletzt vermerkt das Sterberegister nach dem Tode Strobels am 24. Mai 1792, dass er als „Kunstmaler im Porträtieren sehr geschickt“ gewesen sei.

Johann Georg Strobel wurde am 17. April 1735 in Wallerstein bei Nördlingen geboren und kam als 25-Jähriger nach Schwäbisch Gmünd – die beiden Freskanten Joseph Wannenmacher und Johann Anwander waren gerade mit der Ausmalung Gmünder Kirchen beauftragt worden und der Stadtbaumeister Johann Michael Keller baute sowohl den Prediger als auch das Waisenhau neu. Acht Jahre nach seinem Umzug nach Gmünd heiratete Strobel Juliane Seyboldt und kurz darauf wurde der Maler als „Zeichnungsmeister und Instruktor“ an die soeben neu gegründete Zeichenschule berufen, da – so die Ratsprotokolle – „niemand (zum Zeichenmeister) als tauglicher erachtet werde ... als der Maler Georg Strobel“.

Die von ihm in den 32 Jahren, die er in Gmünd weilte, mit feinem Pinselstrich gemalten zahlreichen Porträts – immerhin schuf Strobel in seiner Gmünder Zeit weit über 100 Ölgemälde sowie zahllose Zeichnungen und Radierungen – erteilen heute Auskunft über den Wohlstand, die berufliche Karriere, die Kultur und die bedeutende Position der Dargestellten im hierarchischen Gefüge der reichsstädtischen Gmünder Gesellschaft und verleihen den Bildern alleine dadurch einen immensen kulturhistorischen Wert. Neben Körpersprache, Mimik, Kleidung und Accessoires ist u.a. der abgebildete Schmuck von enormer Bedeutung; er gibt nicht nur den Wunsch des Auftraggebers wieder, als wohlhabender Gmünder Bürger verewigt zu werden, sondern er findet sich auch in zahllosen Exemplaren in der Sammlung des Museums wieder. Ergänzt wird die Ausstellung daher partiell durch Gegenstände und Objekte (dazu gehören Ringe, Ketten, Broschen, Uhren, Fächer etc.), die auf den Gemälden zu sehen sind und von denen das Museum Originale besitzt.

Interessant an den Gemälden und grafischen Arbeiten sind die beiden durch Format und Gattung voneinander getrennten Werkgruppen. Während das großformatige Porträt in Öl auf Leinwand und in privatem Auftrag entstand, ist die deutlich kleinerformatige Zeichnung, die in Strobels Funktion als Leiter der neu gegründeten Gmünder Zeichenschule entstand, den christlichen Szenen vorbehalten. Zusammen genommen steht die Ausstellung für ein kompaktes Angebot an städtischer Kultur- und Kunstgeschichte: Johann Georg Strobel als Maler in Gmünd, die Gold- und Silberschmiedetradition Gmünds und die Schmucksammlung des Museums, an Gesellschafts- und Familiengeschichte: traditionsreiche Patrizierfamilien im späten Barock, und letztlich an Wirtschaftsgeschichte: das Schmuckgewerbe als bedeutendster Wirtschaftszweig der Zeit in der damals freien Reichsstadt.

Johann Georg Strobel (1735-1792), Selbstbildnis, 1791, Öl auf Leinwand, 96,5 x 79,5 cm, Sammlungen Musem im Prediger
Johann Georg Strobel (1735-1792), Maria Elisabeth Debler, geb. Mayer (1738-1810), 1765, Öl auf Leinwand, 89 x 71,5 cm, Sammlungen Musem im Prediger
Johann Georg Strobel (1735-1792), Maria Elisabeth Debler, geb. Mayer (1738-1810), 1765, Öl auf Leinwand, 89 x 71,5 cm, Sammlungen Musem im Prediger, Schwäbisch Gmünd. © Museum im Prediger.

Eröffnung

Die Ausstellung wird am Donnerstag, 15. Februar, um 19 Uhr, von Oberbürgermeister Dr. Gerhard Rembold eröffnet. Zur Ausstellung sprechen danach Dr. Monika Boosen und Dr. Gabriele Holthuis vom Museum. Musikalisch umrahmen die Ausstellung Andreas Gräsle (Klavier/Cembalo) und Birgit Krohn-Wind (Flöte) mit Werken von C.Ph.E. Bach, Ch.W. Gluck und W.A. Mozart.

Katalog

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Bestandskatalog mit 98 farbigen Abbildungen und einem Text von Gabriele Holthuis und Monika Boosen (112 Seiten, 25 DM). Er enthält ein chronologisch geordnetes Bild- und Inventarverzeichnis und dokumentiert erstmals das in Museumsbesitz befindliche Œuvre Strobels.

Johann Georg Strobel (1735-1792), Maria Elisabeth Debler, geb. Mayer (1738-1810), 1765, Öl auf Leinwand, 89 x 71,5 cm, Sammlungen Musem im Prediger, Schwäbisch Gmünd. © Museum im Prediger.
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