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Geschichte
Gründung

1820 eröffnet der Goldarbeiter Nikolaus Ott (1789–1858) in der heutigen Imhofstraße eine Werkstatt für Bijouteriewaren (Schmuckwaren). Ott stammt aus einer alten Gmünder Familie. Er beschäftigt 1835 ungefähr zwölf Arbeiterinnen und Arbeiter als »Gehülfen«, für die damaligen Gmünder Verhältnisse recht viel.
1845 ist es Nikolaus Ott finanziell und gewerberechtlich möglich, auf der »Brandstatt« eine moderne »Gold- und Silberwaaren-Fabrik« zu errichten – das heutige Silberwaren- und Bijouteriemuseum Ott-Pausersche Fabrik. Nikolaus Ott und sein Schwiegersohn und Teilhaber Carl Reisser (1812–1871) leiten den technischen Bereich, Compagnon Napoleon Spranger (1822–1880) ist kaufmännischer Leiter der Fabrik.
1848 steigt sein Neffe, Johann Baptist Ott (1816–1876), als Teilhaber in die Firma ein. Seine technische und kaufmännische Ausbildung hatte er in der Pariser und Londoner Schmuckindustrie erworben,
Innovationen

1854 übernimmt Johann Baptist Ott die Fabrik vollständig.
Zwischen 1855 und 1857 erweitert er die Firma bedeutend. Ein neues Gebäude entsteht, eine moderne Dampfmaschine wird installiert und eine kleine Gasfabrik mit Gasometer errichtet. Dieses erste Gmünder Gaswerk liefert Gas an umliegende Edelmetallfabriken und versorgt das Rathaus, einige Gastwirtschaften und Straßenlaternen mit Gasbeleuchtung. In der Produktion wird das Löten und Schmelzen von Metallen erleichtert.
1857 im Oktober besucht der württembergische Kronprinz die Fabrik und äußert sich lobend. Im Dezember wird Johann Baptist Ott in den Gmünder Gemeinderat gewählt, dem er bis 1876 angehört.
1860 zahlt die Firma die höchsten Steuern im Bezirk und setzt jährlich allein in Cuba Goldwaren im Wert von 200.000 Gulden ab.
Bester Steuerzahler

1869 tritt Johann Baptist Otts Sohn Wilhelm in die Firma ein. Wilhelm Ott (1843–1914) galt als »Genius«, in dem sich technisches Wissen und künstlerische, kreative Fähigkeiten miteinander verbanden. Er verfasste ein »Rezeptbuch« für die Ottschen Schmuckwaren, in dem er die verschiedensten chemischen und technischen Legierungen von Edelmetallen in seinem Betrieb detailliert notierte. Daneben zeichnete er hunderte farbige, künstlerisch eindrucksvolle Musterkarten von Produkten der Firma zwischen 1855 und 1890, ein "Œuvre", das wohl einmalig ist und heute in den Sammlungen des Städtischen Museums Schwäbisch Gmünd aufbewahrt wird.
Zwischen 1851 und 1873 gewinnt das Unternehmen Medaillen auf den großen Weltausstellungen in London, München, Paris und Wien.
Schwere Zeiten
1873 auf den »Wiener Börsenkrach« folgt eine Weltwirtschaftskrise, deren Folgen auch die Gmünder Edelmetallindustie zu spüren bekommt, deren Umsätze erheblich zurückgehen.
1876 stirbt der langjährige Firmeninhaber Johann Baptist Ott. In seinem Nachruf wird er »Heber und Gründer der Gmünder Bijouteriewarenfabrikation« genannt und darauf hingewiesen, dass »der Exporthandel in hiesiger Bijouterie (...) dem Verstorbenen sein Ent- und Bestehen (verdankt)«. Nach seinem Tod verlagert sich der Produktionsschwerpunkt der Firma von der Gold- auf die Silberverarbeitung.

1900 wird in der Firma ein großes Hammerkraftwerk eingerichtet und 1906 in einem Nebengebäude ein Gasmotor mit einer Sauggasgeneratorenanlage als zentraler Kraftantrieb für die Fabrik installiert.
1914 stirbt Wilhelm Ott.
1925 kauft sich die Silberwarenfabrik Josef Pauser KG als Teilhaber ein. Josef Pauser (1860-1929) und seine beiden Söhne Josef jun. und Emil Pauser werden Mitgesellschafter in der traditionsreichen Firma.
B. Ott & Cie. wird J. Pauser KG

1928 wird die Fabrik endgültig von den Pausers übernommen. Aus B. Ott & Cie. wird die Silberwarenfabrik J. Pauser KG. Daraus entsteht später der Name des Museums: Ott-Pausersche Fabrik. Moderne Elektromotoren werden zum Betrieb der Arbeitsmaschinen eingebaut und ersetzen den veralteten Gasmotor.
1929 zwingt die Weltwirtschaftskrise die J. Pauser KG zu Einschränkungen. Im vorderen Gebäudeteil der Fabrik, in dem sich bis dahin die Firmenverwaltung befand, entstehen im Obergeschoss Wohnräume für die Fabrikantenfamilie, die Räumlichkeiten im Untergeschoss werden vermietet. In den folgenden krisengeschüttelten Jahren werden Luxusgüter weniger denn je gefragt. Die Gmünder Edelmetallindustrie schlittert in eine Absatzkrise.
1935 Der Anteil des Exports an der Gesamtproduktion der Edelmetallindustrie sinkt von 50 bis 70 % vor dem Ersten Weltkrieg auf nunmehr 8 bis 10 %. Die Firma beschäftigt in den 1930er Jahren nur noch acht bis zehn Mitarbeiter.
1939 zerstört der Zweite Weltkrieg die Wirtschaftsgrundlage der Firma vollständig.
Sinkende Exporte

Aufgrund der fehlenden Finanzkraft erfolgen in den Jahrzehnten seit der Übernahme der Fabrik durch die J. Pauser KG nur noch wenige Investitionen und Veränderungen an der Maschinen- und Werkzeugausstattung. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es ab 1949 durch das "deutsche Wirtschaftswunder" und die Wiederbelebung alter Geschäftskontakte vor allem in Deutschland und nach Skandinavien nur noch zu einer leichten Besserung der wirtschaftlichen Lage.
Ab 1960 wird die Produktion von Emil Pauser sen. (1899–1984), dem letzten Betreiber der fast veralteten Fabrikanlage, immer weiter eingeschränkt. Nur noch zwei bis vier Mitarbeiter werden sporadisch beschäftigt.
1979 stellt die J. Pauser KG die Produktion ein.
1983 entdecken Mitarbeiter des Städtischen Museums die historische Bedeutung der 150 Jahre alten Fabrikanlage.
1984 stirbt Emil Pauser.
Auf dem Weg zum Museum

1985 gründen der »Arbeitskreis Alt-Gmünd«, der »Verein der Freunde und Förderer des Städtischen Museums« und das Städtische Museum selbst eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, die Ott-Pausersche Fabrik zu kaufen und als Museum einzurichten.
1986 lässt das Regierungspräsidium Stuttgart die Ott-Pausersche Fabrik als erhaltenswertes Kulturdenkmal in das Denkmalbuch Baden-Württemberg eintragen.
1987 wird die Ott-Pausersche Fabrik von der Stadt Schwäbisch Gmünd mit finanzieller Unterstützung durch die Bürgerinitiative, die Denkmalstiftung, das Denkmalamt und das Land Baden-Württemberg käuflich erworben. Die Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd und das Städtische Museum beginnen mit dem Umbau der Fabrik zum Museum.
1992 wird das Haus als »Silberwaren- und Bijouteriemuseum Ott-Pausersche Fabrik« eröffnet; der Gmünder Museumsverein übernimmt die Betriebsträgerschaft, das Museum im Prediger die Einrichtung und fachliche Betreuung.
2000 kann in einem Nebengebäude des Silberwarenmuseums Ott-Pausersche Fabrik nach jahrelanger Restaurierung ein Gasmotor wieder aufgebaut und eingerichtet werden. Diese Aggregat ist demjenigen ähnlich, das ursprünglich die Maschinen der Silberwarenfabrik angetrieben hat.