Wetzgau-Rehnenhof gestern und heute
Durch viele archäologische Funde der jüngsten Zeit kann es zwischenzeitlich als gesichert gelten, dass die Höhenzüge nördlich von Gmünd bereits in vorrömischer Zeit ein beliebtes Siedlungsgebiet der Kelten waren. Es gibt Hinweise, wonach es sich bei leichten Erhebungen auf dem Feld zwischen Wetzgau und Großdeinbach nahe der Straße ins Haselbachtal um längst geplünderte Reste von keltischen Hügelgräbern handeln könnte.
Zwischen etwa 150 und 260 nach Christus bauten die Römmer ihre befestigte Grenze (Limes) durch das Taubental und im Bereich der Franz-Konrad-Straße quer über den Höhenrücken des heutigen Stadtbezirks Rehnenhof. Eine Limes-Stele an der Straße erinnert daran, dass Wetzgau-Rehnenhof somit Anteil am heutigen UNESCO-Weltkulturerbe hat.
Wetzgau liegt im früheren freien Germanien, während die Häuser der südlichen Rehnenhofsiedlung in der einstigen römischen Provinz Rätien angesiedelt sind. Als kleines Dorf wurde Wetzgau gewiss unter staufischer Herrschaft und in Sichtweite von Burg Hohenwaldau gegründet. Von diesem einstigen Herrschaftssitz lässt sich heute leider nur noch der Burghügel erahnen. Das geschulte Auge findet allerdings noch viele Grundmauern aus alten Buckelquadern in Waldau.
Auch in Alt-Wetzgau liegt der Verdacht nahe, dass sowohl Limes als auch die abgetragene Burg sehr nützlich waren, um als Baumaterial für das eine oder andere Gehöft mit Stallgebäude zu dienen. Dafür finden sich bei Waldau im Wald heute moderne archäologische Spuren: Teile des vor etwa 40 Jahren abgerissenen Jugendstilhallenbads in Gmünd wurden dort an Rändern von Waldwegen aufgeschüttet.
1382 ist in einer Urkunde von einem „Gothus zu Wegschain“ die Rede. Aus „Wegschain“ entwickelte sich „Wegsheim“ und schließlich der Ortsname „Wetzgau“. Und mit dem „Gothus“ gibt es einen deutlichen Hinweis auf einen Vorgängerbau der St.-Kolomankirche. Es gab also schon sehr früh eine Pfarrkirche sowie einen Friedhof, was auf eine doch bedeutende Größe des Dorfes hinweist.
Im 15. Jahrhundert wurde diese Kirche baufällig, vielleicht auch zu klein. Auf das Jahr 1447 wird die Einweihung der St.-Kolomankirche datiert. Das gotische Bauwerk mit seinem markanten, schlanken Turm ist bis heute weithin sichtbares Land- und Wahrzeichen von Wetzgau geblieben. Rundherum hat sich der dörfliche Charakter von Wetzgau erhalten. Der Besucher kann noch nachvollziehen, welche Bedeutung die Kirche als Ortsmittelpunkt hatte. Das Gotteshaus ist als sogenannte Wehrkirche ausgebildet, worauf die starken Mauern und vor allem die Schießscharten am Turm hindeuten. Hinter diesen Mauern suchten die Menschen einst in kriegerischen Zeiten nicht nur Gottes Schutz, sondern wussten sich offenbar auch zu verteidigen.
1634 wurde das Dorf durch schwedische Truppen besetzt und geplündert. Der Wiederaufbau der schwer in Mitleidenschaft gezogenen St.-Kolomankirche erfolgte 1675. Es gab einst sogar eine große Wallfahrtstradion: Alljährlich zum Kolomansfest wurde der Kolomansritt zelebriert. Hunderte Reiter trafen sich an den Kolomanslinden, um feierlich zur Kirche zu ziehen. Der Kolomanritt wurde am 17.07.2016 zum Anlass der 750-Jahr-Feier Wetzgau wieder zum Leben erweckt. Seither organisiert die Katholische Kirchengemeinde alljährlich den Kolomanritt mit großem Erfolg.
Das Dorf gehörte bis 1937 zur Großflächengemeinde Großdeinbach, somit zum Oberamtsbezirk Welzheim. Am Rande des Taubentals verlief die Oberamtsgrenze zu Gmünd. Dann kam ein großer Einschnitt in die Ortsgeschichte: Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde die Markung Wetzgau trotz heftiger Proteste aus Großdeinbach nach Gmünd umgegliedert. Aufgrund von großen Industrieansiedlungen benötigte die Stadt dringend zusätzliche Wohnbauflächen. Dies war die erzwungene Geburtsstunde der Rehnenhofsiedlung und des heutigen „Doppelstadtteils“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte noch in den Notjahren eine stürmische Bauentwicklung ein. Diese wurde zunächst gestemmt von vielen Heimatvertriebenen, die sich mit viel Fleiß und Improvisationskunst sowie im genossenschaftlichen Verbund daran machten, viele Siedlerhäuschen zu errichten. Wohnbaugesellschaften folgten alsbald mit Mehrfamilienhäusern. Der Stadtbezirk Wetzgau-Rehnenhof wuchs rasch heran.
1952 wurde die Friedensschule gegründet. Die Martin- Luther-Kirche gilt als Zeugnis der großen Siedlerepoche. 1954 wurde sie eingeweiht. 1960 folgte der Bau der Maria- Königin-Kirche, womit auch das Zusammengehen der katholischen Gemeinden Rehnenhof und Wetzgau eingeleitet war.
Ein wichtiger Markstein war 1916 die Gründung des Christlichen Erholungsheims Schönblick durch den Altpietistischen Gemeinschaftsverband. Hieraus hat sich mit über 400 Übernachtungsplätzen und einem Forum das größte, modernste und gewiss auch bekannteste Urlaubs- und Tagungszentrum der evangelischen Landeskirche entwickelt. Touristen und Tagungsgäste aus ganz Deutschland und darüber hinaus kommen gerne auf den Schönblick und genießen auch die herrliche Umgebung des Stadtteils Wetzgau-Rehnenhof.
Stadtnah und doch ländlich mit einem steten Weitblick auf die Dreikaiserberge und die Schwäbische Alb sowie am Lindenfirst mit einem herrlichen Stadtpanorama lässt es sich heute in Wetzgau-Rehnenhof gut arbeiten und leben. Der Stadtteil ist versorgt mit Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Schule und weiteren Infrastruktureinrichtungen. Direkt vor der Wetzgauer Haustüre liegt auch die Stauferklinik. Kirchengemeinden, zahlreiche Vereine und die Feuerwehr sind sehr engagiert, bieten auch für Neubürger gerne Anschluss und neue Heimat sowie das ganze Jahr über ein reichhaltiges Veranstaltungs- und Freizeitprogramm.
Das TSB-Waldstadion steht vor dem Ausbau zu einem zentralen Vereinssportzentrum mit einer weitgefächerten Palette von Sportmöglichkeiten. Eine besondere Position hat auch der TV Wetzgau, dessen Turnen in der Bundesliga angesiedelt ist. Auch viele Handwerksbetriebe sind vor Ort und bieten ihre Dienstleistungen an. Einzigartig ist die Präsenz des weltbekannten Herstellers von Naturheilmitteln, -kosmetik und Pflegemitteln: Die Weleda AG betreibt bei Wetzgau ihre weitläufigen Heilpflanzengärten mit Tinkturenherstellung sowie mit einem Besucher- und Informationszentrum, das alljährlich tausende Gäste aus ganz Europa empfängt.
Das nahe Taubental besitzt mit dem Walderlebnispfad eine weitere naturnahe Attraktion für Bürger und Besucher. Der Stadtteil von Schwäbisch Gmünd ist Heimat und Bezugspunkt von etwa 4100 Bürgern. Wetzgau-Rehnenhof blüht und wächst auch nach der Landesgartenschau 2014 noch mit großem Einsatz und Erfolg. Zwischen Wetzgau und den Weleda-Heilplanzengärten erstreckt sich der Landschaftspark Himmelsgarten. Eine wertvolle Anlage für alle Menschen aus nah und fern. Auch die Verkehrsanbindung an die B 29 („Remstalautobahn“) ist ideal, ebenso das Fahrplanangebot mit kurzen Taktzeiten von Stadtbus Gmünd in die Stadt und zum Bahnhof. Kurzum: Rehnenhof-Wetzgau ist ein Ort mit hoher Wohn- und Lebensqualität sowie blühenden Aussichten, von denen andere nur träumen können.