Gold / Silber / Schmuck

Das Gold- und Silberschmiedegewerbe und Schwäbisch Gmünd verbinden eine Jahrhunderte lange Tradition. Der erste Goldschmied ist bereits 1372 in den Urkunden erwähnt, wenngleich das Gold- und Silberhandwerk im 14. Jahrhundert noch keine über den Gmünder Raum hinausreichende Verbreitung hatte. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelte es sich kontinuierlich zum bestimmenden Gewerbe der damaligen Reichsstadt: Am Ende des 16. Jahrhunderts waren bereits zehn Meister in Schwäbisch Gmünd tätig, 1695 waren es 94, im Jahr 1739 sogar 250 Gold- und Silberschmiede.

Die Mehrzahl der in diesem Gewerbe tätigen Schmiede befasste sich hauptsächlich mit der Herstellung von Bijouteriewaren. Dabei prägten im Verlagssystem produzierte Kleinstücke wie Beschläge und Schließen das zünftisch geregelte Gewerbe. Konkurrenzkampf und Überproduktion drängten zur verbilligten Massenware. Trotz gelegentlicher konjunktureller Einbrüche, die um die Mitte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Gold- und Silberschmiede auswandern ließen, und verschiedener Handelshemmnisse entwickelte sich das Gold- und Silbergewerbe kontinuierlich hin zur Schmuckwarenindustrie der Stadt im 19. Jahrhundert.

Nach den Napoleonischen Kriegen, in denen das Gewerbe arg herunterkam, wuchs es zu Beginn der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts wieder auf 240 Personen an – und das bei einer Bevölkerungszahl von 5900 Einwohnern im Jahr 1818. Die Phase von 1849 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist gekennzeichnet durch eine stetige wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung der das Gemeinwesen prägenden Gold- und Silberindustrie: Allein etwa in der Zeit von 1856 bis 1860 erhöhte sich die Zahl der Fabriken von 17 auf 29. Die höchst besteuerten Betriebe sind in den Jahren 1860/70 die Goldwarenfabrik Ott & Comp., die Silberwarenfabrik Gebr. Deyhle & Böhm, E. und A. Forster und J. und A. Walter.

1870 wurden 36 Fabriken, 65 Handwerksbetriebe und ca. 40 Hilfsbetriebe des Bijouteriegewerbes gezählt. Nach der Reichsgründung überstand das Gewerbe auch das Krisenjahr 1873 ohne sonderliche Rückschläge. Durch Einführung neuer Verfahren – etwa bei den Walzen – erfuhr die Herstellungstechnik im Edelmetallgewerbe Verbesserungen. Gleichzeitig kam die Bijouterie-, Maschinen- und Mechanikindustrie auf, mit deren Hilfe die feinen Artikel wie Ketten, Schmuckstücke, Ringe u.a. maschinell hergestellt werden konnten. Spezialberufe wie Emailleure, Guillocheure, Graveure und Vergolder wurden ins Leben gerufen und förderten das Prinzip der Arbeitsteilung. Die rasche Ausbreitung der Elektromotoren erleichterte die Gründung besonderer Vergoldungs- und Versilberungsgeschäfte, sowie die Errichtung von Brisierwerkstätten und ähnlicher arbeitsteiliger Betriebe.

Im Jahr 1907 wurde die kunstgewerbliche Abteilung der Gewerblichen Fortbildungsschule als „Höhere Fachschule der Edelmetallindustrie“ verstaatlicht: Dahinter stand die Absicht durch eine gezieltere Ausbildung für die Edelmetallindustrie neuen ideenreichen und leistungsfähigen Nachwuchs heranzuziehen. Der Erste Weltkrieg stoppte zuerst einmal die Höhenfahrt des Gewerbes. Nach den Kriegsjahren zeigte sich mit dem dauernden Absinken der Mark ein Run in sichere Gold- und Silberwerte: Schwäbisch Gmünd profitierte bis zur Einführung der Rentenmark 1923 von dieser Entwicklung. Die Zahl der selbständigen Geschäfte stieg so rasch, dass etwa 1921 in der Edelmetallbranche 187 größere und mittlere Betriebe mit 5226 Arbeitern gezählt wurden.

Die Weltwirtschaftskrise und deren Folgen bedeutete dagegen für Gmünd und dessen industrielle Monokultur eine harte Zeit: Sinkender Inlandsbedarf und hohe Zölle im Ausland trafen die Branche schwer. Ende 1932 wurden in der Stadt 3865 Arbeitslose gezählt, das waren 36,7% aller Erwerbstätigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es durch das „Wirtschaftswunder“ zu einer Wiederbelebung. Zwar gingen durch die Auswirkungen der beiden Weltkriege der Gmünder Edelmetallindustrie wichtige Absatzgebiete verloren, aber durch viele Kontakte auf internationalen Messen konnte erreicht werden, dass der Exportanteil ein Drittel der Produktion ausmacht.

1997 stellte das Edelmetallgewerbe mit rund 2000 Beschäftigten in 48 größeren und kleineren Betrieben immer noch einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar.

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