Anlässlich der 850-Jahr-Feier der Stadt Schwäbisch Gmünd im Jahr 2012 entstand eine Open-Air-Ausstellung mit 22 Tafeln zur Stadtgeschichte.
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Nachdem sich der NSDAP-Kreisleiter Oppenländer mit seinen Mitarbeitern aus dem Staub gemacht hatte, konnte unsere Stadt von dem französischen Leutnant Paul Lémal ohne Blutvergießen am 20. April 1945 an die Amerikaner übergeben werden. Lémal konnte sich in Gmünd frei bewegen, da er für die Betreuung der hier lebenden französischen Zwangsarbeiter eingesetzt war. Er arbeitete gut mit dem Polizeirat Piron zusammen, so dass er mit dessen Einverständnis Kontakt zu den Amerikanern bei Lorch aufnehmen konnte. Dass die Stadt kampflos übergeben werden konnte, war keineswegs selbstverständlich, da Hitler befohlen hatte, alle Städte und Dörfer zu verteidigen.
Die Amerikaner richteten unter Leutnant Mortimer sofort ihre Militärregierung ein, die aus 8 Offizieren und 15 Soldaten bestand – zunächst in der Villa Köhler. Sie hatte unbeschränkte Weisungsvollmacht gegenüber den deutschen Behörden und der Leiter des Finanzamtes, Emil Rudolph, wurde als kommissarischer Bürgermeister und der Betriebsleiter der Firma Deyhle, Konrad Burkhardt, als Landrat eingesetzt. Neben der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Energie, stellte die Rückführung der nun befreiten Zwangsarbeiter ein großes Problem dar. Etwa 10 000 Polen, Balten und Ukrainer, die nun als „displaced persons“ (DPs) bezeichnet wurden, warteten in den beiden Kasernen und in Gotteszell, um in ihre Heimat repatriiert zu werden. Viele von ihnen nutzten die neue Freiheit, um einsam gelegene Bauernhöfe zu plündern.
Ihre wichtigste Aufgabe aber sahen die Amerikaner in der politischen Säuberung, der Entnazifizierung, die auch von der Öffentlichkeit in den USA sehr beachtet wurde. Zunächst wurden alle Amtsträger, die in der Regel Mitglieder der NSDAP sein mussten, „automatisch“ verhaftet, so dass etwa 100 000 Personen in der gesamten US-Zone in Internierungslagern festgehalten wurden. Im März 1946 wurde die Entnazifizierung in deutsche Hände gegeben und die Betroffenen hatten sich vor Spruchkammern in einem gerichtsähnlichen Verfahren zu verantworten. Es ist fraglich, ob es dabei zu einer wirklichen Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus kommen konnte, da alle nur bestrebt waren, ihre Mitverantwortung herunter zu spielen. Nur dann, wenn sie als „Mitläufer“ eingestuft wurden, hatten sie die Chance, beruflich und gesellschaftlich wieder Fuß zu fassen.
(Ulrich Müller, 850 Jahre Stadtgeschichte Schwäbisch Gmünd, 2012)