Anlässlich der 850-Jahr-Feier der Stadt Schwäbisch Gmünd im Jahr 2012 entstand eine Open-Air-Ausstellung mit 22 Tafeln zur Stadtgeschichte.
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Karoline Pfisterer wanderte 1852 mit ihrem Mann aus. Sie lebt mit ihren Söhnen, Joseph und Charles, in New York. Joseph und Charles wurden bereits in Amerika geboren und sind mit der englischen Sprache aufgewachsen.
1896 verstarb in Gmünd die Bäckerswitwe Katharina Pfisterer, Schwiegermutter bzw. Großmutter der Pfisterers in New York. In einer deutschsprachigen Zeitung, der New-Yorker Staats-Zeitung, wurde nach der amerikanischen Verwandtschaft gesucht, um das Erbe aufzuteilen.
Der 37jährige Joseph Pfisterer schreibt daraufhin im Jahr 1897 einen Brief an seine Gmünder Verwandtschaft und macht einen Vorschlag: Er wünscht sich ein Familienerbstück, das ihn an seine Großmutter erinnert, die er nie kennen gelernt hat.
November 1-[18]97
My dear aunt Marie,
You must excuse me for writing to you in English instead of German. Unfortunately I never learned to write German although I speak it quite well and read a little. I would have been glad to have written to you long before this if I could have written in German. We were pleased to learn that grandmother thought of us in this far off land. I have long had a desire to see my father’s people but I suppose it will be a long time yet before I will be able to leave my business for so long a time as would be necessary to cross the ocean. As to the money of which you wrote that is coming to us I would like to make a proposition which I think will save a great deal of time, trouble and expense. The plan is this that I give up my own share of the money that would come to me and take instead some family heirloom that had belonged to my grandparents. Perhaps some old silver ware or jewelry that had been used by my grandparents. I would prize any thing that had been used by them as in sacred memory of them and would expect to hand them down to my childrens’ children […]
Remember me kindly to my dear relatives
I remain lovingly your nephew
Joseph Pfisterer
THE ARDEN
New Jork
März 3 1887
Wehrte Schwägerin und Tante Marie,
wir waren sehr erfreut über Deinen Brief, deshalb will ich Dir in aller Eile antworten, meine Söhne schreiben ein so schlechtes Deutsch und bitten mich deshalb auch in ihrem Namen zu schreiben. Seit dem ersten Januar haben sie ein eigenes Geschäft, ein Drey Guts Stor [dry goods store, also ein Textilgeschäft], oder in deutsch, ein Ellenwarengeschäft, welches schon ziemlich gut geht. Sie waren von jeher sehr sparsam und haben sich ein schönes Geld erspart welches will viel heißen hier in Jork und noch dazu da ich sie musste mit auf Vater aufziehen. Josef und Charle haben noch niemals ein Drinklokal betreten. Deshalb danke Gott mit mir, liebe Schwägerin. Ich hatte zwar mit Charle sehr viel Jammer und Traurigkeit durchzumachen, das war natürlich seine Schuld nicht, denn ich denke es war ein Erbstück von seinem Vater. Er war nämlich doppelt gebrochen und musste operiert werden letzten Oktober. Er war 4 Wochen im Hospital, es hat ihn 50 Dollar gekost, ist aber Gott seis gedankt ganz kuriert und ist gesund und munter. Charle ist seit einem Monat verlobt mit einem amerikanischen Mädchen. In dieser Hinsicht, liebe Schwägerin, haben mich meine beiden Kinder sehr getäuscht, denn ich wollte einmal haben sie sollten deutsche Mädchen heiraten. Aber in diesem Fall haben die Kinder hier ihren eigenen Willen und ich lasse eben nun in Gottes Namen dem Wasser den Lauf. Seine Braut ist ein sehr feines Mädchen und kommt von einer angesehenen Familie. Mein Sohn Joseph hat eine Tochter 2 ½ Jahr und sind alle gesund und munter. Ich und Joseph seine Frau stehen nicht auf bestem Fuß, wir wohnen in einem Haus und da sieht man so manches was uns Deutschen nicht gefällt. Im Übrigen leben sie ganz glücklich zusammen. Ich und Charle ziehen auf den 1 April in ein anderes Haus. Was mich anbelangt so bin ich so ziemlich munter, bloß das Magenleiden wo ich schon so lange leidend bin, hat mich schon sehr mitgenommen, bin aber immer imstande meiner Hausarbeit vorzustehen. Ich habe in den letzten 10 Jahren immer genäht an der Maschine für den Stor (Laden), wo meine Kinder gearbeitet haben. Jetzt seit sie ein eigenes Geschäft haben nähe ich für sie. Ich nähe nicht mehr so viel wie früher, bloß ein bisschen neben meiner Hausarbeit.
Liebe Schwägerin, Du bist nicht zu alt um nach Amerika zu reisen und wenn Du Lust hast an die Maschine zu nähen, an Arbeit fehlt es nicht und die Kinder bezahlen Dich so gut wie fremde Leute. Es wäre unser aller Wunsch wenn Du zu uns herüber kommst und wir wollen Dir eine Heimat bereiten wie es nur in unseren Kräften steht. Meine Söhne beauftragen mich, ich soll Dir ja recht zusprechen, daß Du zu uns kommst. Es ist ja sehr traurig wenn man nicht einen einzigen Verwandten hat. Auch würdest Du Deinem Bruder selig seinen Wunsch erfüllen, denn es war sein
letztes Wort wo er fort ist. Wenn es Dir möglich ist, liebe Schwägerin, so erfülle unseren Wunsch und komme zu uns. Du musst uns wissen lassen mit welchem Stimm-Schiff [steamship, also ein Dampfer] Du kommst, damit wir Dich abholen. Ich grüße Euch alle herzlich auch Base Frau Kübler und ihre Familie, herzlich grüßen
Eure Schwägerin
Karoline Pfisterer
Charles Pfisterer Joseph Pfisterer
[Transkription unter Benutzung von: Johannes Schüle, Auswandern. Schwäbisch Gmünder Auswanderer und ihre Briefe in die Heimat, Schwäbisch Gmünd 2010.
Erläuterungen/Ergänzungen in eckigen Klammern, Satzzeichen sowie Groß- und Kleinschreibung zur Erleichterung des Leseflusses angepasst]