Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd
Johannisplatz 3
73525 Schwäbisch Gmünd
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It all started in front of the mirror
In der Performance „It All Started in Front of the Mirror” reflektiert die Künstlerin darüber, wie Gender und Identität entstehen und sich wandeln, und verwebt dabei persönliche Lebensgeschichten zu einer umfassenderen Auseinandersetzung mit Sichtbarkeit, Verletzlichkeit und Werden. Der Spiegel wird sowohl zur Bühne als auch zum Zeugen, in dem intime Gesten Raum für kollektive Resonanz schaffen.
Ausgehend von der Ästhetik und Struktur der Drag-Performance spiegelt die Künstlerin die Spannung zwischen Kontrolle und Ausgeliefertsein wider. In der Drag-Performance beherrscht der Darsteller die Bühne, spricht jedoch nur über den vorab aufgezeichneten Soundtrack. In ähnlicher Weise entwickelt sich in dieser Performance die durch den Soundtrack vermittelte Geschichte parallel zum Akt des Schminkens. Während sich das Gesicht verwandelt, verändert sich auch die Erzählung, bis die beiden parallelen Linien – die visuelle und die akustische – schließlich in der räumlich-zeitlichen Gegenwart zusammenlaufen: dem Moment der Performance selbst.
An Untitled Letter
„Ich spüre, wie die Welt zerfällt, wie sie zusammenbricht. Das ist kein plötzliches oder ungewöhnliches Gefühl. Ich beobachte Kriege und das Scheitern der Demokratie, während ich Performance-Kunst studiere. Wir erleben Gewalt gegen unsere lieben Freund*innen, Waffen werden auf Bürger*innen gerichtet sind. Wir zweifeln an Solidarität, menschlicher Gesellschaft und Menschlichkeit.“ (aus den Notizen der Künstlerin)
Die Künstlerin liest in einem subtilen Ton einen Brief vor, der voller Liebe und Zweifel an der Kraft der Stimme geschrieben ist. Es ist die behutsame Absage der Künstlerin an die Gleichgültigkeit und die unverantwortliche Macht, und eine Befragung der Macht der Performance.
we wrap ourselves in narratives
Eine Auswahl an Tagebucheinträgen des Künstlers mit Familiengeschichten über Krieg, Verlust und Hoffnung werden auf einem 9 m langen Streifen braunen Packpapiers dokumentiert. Ein textlicher Stammbaum, welcher die Brutalität historischer Ereignisse auf das Individuum zeigt. Nationalsozialismus, Kriegsgefangenschaft, Euthanasie, Katholizismus, Flucht, Hunger, Ehebruch.
Wir Menschen erschaffen die Welt als Geschichten, die eigentlich Märchen sind. Geschichten, die uns erzählt wurden, Geschichten, die wir uns selbst erdacht haben. Die Wahrheit ist in der Konzeption dieser lediglich involviert, es ist das Papier, auf dem unsere Vorstellung zeichnet. Durch das Geschichtenerzählen geben wir unsere Erinnerungen inter-generational weiter; und wir haben erlernt, den durch diese Geschichten im Körper wohnenden Schmerz, Angst oder Freude zu verstecken.
Im Rahmen der Ausstellung wird der Künstler mit der Installation in eine performative Interaktion treten und die durch intergenerationale Trauma-Transmission in seinem Körper gespeicherten Gefühle werden für die Besucher*innen sichtbar.
Der Puma ist kein deutsches Tier
Der Puma ist kein deutsches Tier ist eine Performance, die Text, Gesang und das tierische Knurren des Pumas miteinander verbindet. Die Arbeit entstand aus Fragen über die Verwendung eines amerikanischen Tieres in einer bedeutenden und traditionsreichen deutschen Sportmarke. Der Puma steht für nichts anderes als seine produktiven Fähigkeiten, seine Kraft und Geschwindigkeit. Der lateinamerikanische Künstler wird nie als intelligent beschrieben, sondern als leidenschaftlich. Daraus entwickelte sich eine Reflexion über die europäische Wahrnehmung des nicht-weißen Körpers, sei es menschlich oder tierisch. Der Performer lädt das Publikum zu einer konkreten Reflexion ein, indem er sich zwischen den Menschen bewegt und sich in ein Tier verwandelt. Die gesungene Stimme erscheint durch Les Chansons Madécasses von Maurice Ravel, die sich auf den kolonialistischen Gebrauch exotischer Fantasien bezieht. *ABK Performance Prize Award 2025
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung The Unicorns Made Me Do It in der Galerie im Prediger statt.
It all started in front of the mirror
In the performance "It All Started in Front of the Mirror", the artist reflects on how gender and identity are formed and re-formed, weaving personal life stories into a broader exploration of visibility, vulnerability, and becoming. The mirror becomes both stage and witness, where intimate gestures open up space for collective resonance.
Drawing from the aesthetics and structure of drag performance, the artist mirrors the tension between control and surrender. In drag, the performer commands the stage yet speaks only through the pre-recorded soundtrack. Similarly, in this performance, the story conveyed through the soundtrack evolves in tandem with the act of putting on makeup. As the face transforms, so does the narrative, until the two parallel lines—the visual and the sonic—finally converge in the spatiotemporal present: the moment of performance itself.
An Untitled Letter
“I can feel the world failing, falling down. This is not a sudden or unusual feeling. I am witnessing wars and the failure of democracy, while studying performative art. We are witnessing violence against our dear friends, and guns pointed at citizens. We doubt solidarity, human society, and humanity.” (from the artist’s note)
The artist reads a letter in a subtle tone, that is written in love and doubt of the power of voice. This work is the artist’s delicate rejection to the numbness and the irresponsible power, and a question towards the power to perform.
we wrap ourselves in narratives
A selection of diary entries by the artist containing family stories about war, loss, and hope are documented on a 9-meter-long strip of brown packing paper. A textual family tree that shows the brutality of historical events on the individual. National Socialism, captivity, NS-Euthanasia programm, Catholicism, flight, hunger, adultery.
We humans create the world as stories, stories who are actually some kind of fairy tale, told to us or invented by ourselves. The truth is only involved in the conception of these stories; it is the canvas on which our imagination draws. Through storytelling, we pass our memories on from generation to generation and we have learned to hide the pain, fear, or joy that dwells in them.
As part of the exhibition, the artist will enter into a performative interaction with his installation, making the feelings stored in his body through intergenerational trauma transmission become visible to visitors.
Der Puma ist kein deutsches Tier
“Der Puma ist kein deutsches Tier” is a performance that combines text, singing and the animal growl of the puma. The work emerged from questions about the use of an American animal in a renowned and tradition-rich German sports brand. The puma stands for nothing other than its productive abilities, its strength, and its speed. The Latin American artist is never described as intelligent, but rather as passionate. From this, a reflection developed on the European perception of the non-white body, whether human or animal. The performer invites the audience to a concrete reflection by moving among the people and transforming into an animal. The sung voice appears through Les Chansons Madécasses by Maurice Ravel, to refer to the colonialist use of exotic fantasies. *ABK Performance Prize Award 2025
In the framework of the exhibition The Unicorns Made Me Do It at the Gallery in the Prediger.