Ein Foto von dem Pianisten Michael Nuber.
Michael Nuber

Klavierabend Michael Nuber

So., 7.12.2025 19 Uhr St. Michael, Gemeindesaal, Eutighoferstr.55

Werke von Beethoven,Chopin und Mendelssohn

Beethoven: Variationen c-moll WoO 80
Mendelssohn: Variations serieuses op.54
Chopin: Scherzo b-moll op.31, 2 Nocturnes, Andante spianato et Grande Polonaise brillante op.22 (in der Fassung für Klavier solo)

Die 32 Variationen über ein Originalthema in c-moll (WoO 80) für Klavier von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1806 sind sowohl ein großartiges Konzertstück als auch eine hervorragende Etüde. Nur bei Beethoven kann ein Thema über acht Takte so voller melodischer und harmonischer Energie stecken. Die stets achttaktigen Variationen gehen kraftvoll und pausenlos ineinander über und bieten ein regelrechtes Kompendium Beethoven’scher Klaviertechnik. So ergibt sich die Wirkung einer wuchtigen Passacaglia. Nur die längere, letzte Variation hängt sich wie ein frei ausklingendes Finale an den Schluss.

Das Werk besteht aus einem achttaktigen Thema im Dreivierteltakt mit der Tempobezeichnung Allegretto und darauffolgenden 32 Variationen, die sich in Charakter, Dynamik und technischer Schwierigkeit unterscheiden. Das kurze, einfache Thema und die Wichtigkeit der Basslinie weist auf einen möglichen Einfluss der Chaconne hin. Johannes Brahms, der dieses Werk selber öffentlich vorgetragen hat, könnte es als Vorbild für das Finale seiner Vierten Sinfonie, das als Chaconne angelegt ist, verwendet haben.

Mendelssohn: Variations serieuses op.54
Felix Mendelssohn schuf sein bedeutendstes Klavierwerk 1841, auf dem Höhepunkt seines internationalen Ruhms. Aus dem strengen zweiteiligen Thema in d-Moll entwickelte er ein ganzes Kompendium pianistischer Virtuosität – von orchestralen Bassoktaven in der 3. Variation über das Furioso der 7., die prickelnden Triolenketten der 8. und 9. bis hin zum großen Finale der 16. Variation über einem langen Orgelpunkt. Als besinnliches Intermezzo dient die 14. Variation in D-Dur.
Der etwas ungewöhnliche Titel Variations sérieuses ist als Reaktion Mendelssohns auf die Musizierpraxis seiner Zeit zu deuten. 1842, zu einer Zeit, in der so genannte "Variations brillantes", rein virtuose Fantasien über modische Themen, den Musikalienmarkt überschwemmten, legte Mendelssohn mit seinem op. 54 ein Werk vor, das sich einerseits an den Variationen in c-Moll von Beethoven zu orientieren scheint, andererseits antizipierte er den späteren virtuosen Variationsstil von Brahms
Und gerade die kompositorische Kunstfertigkeit haben Pianisten, Komponisten und Musikhistoriker im Ohr, wenn sie Mendelssohns Variations sérieuses op. 54 als eines der Schlüsselwerke romantischer Klaviermusik bezeichnen.

Das 16-taktige Thema gliedert sich deutlich in vier Abschnitte von jeweils vier Takten. Bei dem Thema handelt es sich um eine Melodie in seufzenden Synkopen über einer choralartigen Akkordfolge. Die Variationen schließen ohne Pause aneinander an, wobei sich nahtlose Fortsetzungen und kontrastierende Schnitte abwechseln.
Die Variations sérieuses op. 54 sind eines der geschätztesten Werke des Komponisten. Sein guter Freund, der Komponist und Pianist Ignaz Moscheles bekannte "Ich spiele die Variations sérieuses immer wieder, jedes Mal genieße ich die Schönheiten aufs neue". Auch Ferrucio Busoni schätzte das Werk sehr.


Chopins beliebtes Scherzo b-moll gilt trotz der Molltonart als eines der liebenswürdigsten und pianistisch glänzendsten Klavierwerke Chopins. Chopin verbindet hier noch feiner als sonst eine enorme Virtuosität mit herrlichen Melodien und Harmonien. Schon Mendelssohn hat diese Form entwickelt und in der Virtuosenmusik der Zeit war sie sehr lebendig. Chopin schuf in allen vier Scherzi einen extremen Wechsel aus wilden und schnellen Hauptteilen und als Gegensatz ruhige liedhafte Mittelteile von großer Intensität. Allen gemeinsam sind auch extrem wilde Schlusssteigerungen mit zum Teil modern klingenden Akkorden.

Die Entstehungsgeschichte von Chopins Andante spianato e Grande Polonaise brillante op. 22 führt bis in seine Warschauer Jugendzeit und die Jahre der ersten Virtuosenreisen zurück. Sie ist als Konzertstück mit Orchester konzipiert und nimmt damit innerhalb der Polonaisenkompositionen Chopins eine Sonderposition ein.

Bei dieser mitreißenden Polonaise, der als kontrastierende Einleitung ein nocturnehaftes Andante vorangestellt ist, handelt es sich ursprünglich um ein Werk für Klavier und Orchester. Es entstand in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu Chopins beiden Klavierkonzerten e-moll und f-moll und atmet den gleichen jugendlich-frischen Geist. Da das Orchester hier nur eine ganz untergeordnete Begleitfunktion einnimmt, lässt sich die Polonaise auch sehr gut als Soloklavierstück aufführen; tatsächlich ist sie heute fast nur noch in dieser Form auf den Konzertpodien zu erleben.

Nocturnes: Die vielschichtigen, oft schwermütigen Charakterstücke Chopins gehören trotz ihrer Kürze zu seinen großen Meisterwerken.
Dabei entfalten sich die von der rechten Hand gespielten Melodiebögen über dem Klangteppich der am Geschehen beteiligten Begleitfiguren der linken Hand, deren modulatorische Verflechtungen – häufig bereichert durch latente Mehrstimmigkeit – den träumerischen und dunklen Charakter der Stücke tragen.
Viele der Stücke besitzen aufgewühlte Mittelteile, die zum Teil das Nocturne zu balladenähnlichen Werken weiterentwickelt. Da er sich das ganze Leben mit Nocturnes beschäftigt hat, sieht man auch hier Chopins Weiterentwicklung in der Harmonik - eine immer weiter verfeinerte Behandlung des harmonischen Geschehens, das zum wesentlichen Träger der musikalischen Aussage wird und die oberflächlich vorhandene Melodie bei den Spätwerken zur Nebensache werden läßt.
In Chopins Nocturnes wird die nächtliche Natur in den Hintergrund gedrängt - der Mensch mit seinen feinen Stimmungen und Empfindungen wird in seiner Einsamkeit in den Mittelpunkt gerückt. Die Natur wird in der menschlichen Vorstellung erlebt, das ungewöhnliche hypersensible Wesen Chopins spricht direkt zu uns.

Frédéric Chopin (1810-49), geboren bei Warschau, begibt sich 1829 auf seine erste Konzertreise nach Wien, Prag und Dresden. 1830 verläßt er für immer seine polnische Heimat, wohnt ab 1831 in Paris (nach der blutigen Niederwerfung des polnischen Aufstandes durch die Russen). Mit Komponisten wie Berlioz, Liszt und Paganini steht er im Mittelpunkt des Pariser Musik- und Gesellschaftslebens. Deutschlandreisen 1834 und 1836, Freundschaften zu Mendelssohn, Schumann und Clara Wieck. Ab 1837 Beeiträchtigung durch Lungenleiden. 1838 bis 1847 lebt er mit der Schriftstellerin George Sand auf Landgut Nohant, mit ihr im Winter 1838/39 im Kartäuserkloster Valdemosa auf Mallorca. Letztes Konzert in Paris 1848.
Abgesehen von 20 Liedern, dem Klaviertrio g-moll, 3 Werken für Cello und Kl. und den Rossini-Variationen für Flöte und Kl. hat Chopin ausschließlich Klavierwerke hinterlassen und , von den Sonaten abgesehen, vielseitig abgewandelte Kleinformen geschaffen, die zum Vollkommensten der Romantik zählen.
Die Schwerpunkte von Chopins Klavierstil liegen:
1. auf einer ausdrucksstarken, eigenständigen Melodik, die allenfalls in Nationaltänzen slawische Folklore verarbeitet,
2. auf einer abwechslungsreichen, in Tanzformen markanten Rhythmik
3. auf einer feinsinnigen Ornamentik, die Chopin zu einem Höhepunkt romantischer Verzierungskunst ausbildet
4. auf einer reichen, durch Vorhaltsbildungen belebten Harmonik
5. auf einer kühnen, zukunftsweisenden (auf Skrjabin deutenden) Chromatik,
6. auf einer differenzierten, oft eigenwilligen, mit Vorliebe enharmonischen Möglichkeiten ausschöpfenden Modulationstechnik.

Wichtige Klavierwerke
24 Préludes op.28, 4 Balladen, 21 Nocturnes, ca. 58 Mazurken, ca. 15 Polonaisen, 4 Scherzi, 3 Klaviersonaten, 4 Impromtus, Fantasie f-moll, Barcarolle Fis-Dur, ca. 19 Walzer, 2 Klavierkonzerte


Presse:

Südkurier (Konstanz) vom 26.9.2022 zu Nubers Auftritt im Konzilsaal in Konstanz mit Beethovens 3. Klavierkonzert:
„Er präsentierte ein kantiges, durchdachtes Spiel mit virtuos gepfefferter Tonkaskaden-Akrobatik, tief in die Klaviatur versenkt bei pianissimo herausmodelliertem Klang und dem Sinn für dramatische Steigerungen in Episoden und gewaltigen, von Nuber komponierten Solokadenzen. Daraus ergab sich eine Beethoven-Interpretation, die begeisterte und in der Zugabe von Debussys „Feux d’artifice noch einmal artistisch eskalierte.“

„Man möchte den hochbegabten Künstler bald wieder, vielleicht sogar in einem der großen Konzertsäle, wiedersehen. Denn sein Klavierabend war ohne Zweifel ein Ereignis und vermittelte die Bekanntschaft mit einem bisher unbekannten Pianisten, der nicht nur eine ungewöhnliche Persönlichkeit ist, sondern bei einer kontinuierlichen Entwicklung bald zur Pianistenelite zählen könnte. ... Man hat bei seinem Spiel immer das Gefühl des Hineinhorchens bei gleichzeitiger kritischer Auseinandersetzung mit der Partitur. Seine Spieltechnik ist nahezu perfekt und erlaubt ihm den Zugang zu den technisch schwierigsten Werken der Klavierliteratur. ...“ Allg. Deutsche Zeitung für Rumänien 1994

Adavanul de Cluj (Klausenburg) Dez. 1994: Über Nubers Auftritt beim Mozart-Festival in Klausenburg/Rumänien: „... das ungewöhnliche des Festivals wurde erreicht durch die Anwesenheit des deutschen Pianisten Michael Nuber. Von einer ganz außergewöhnlichen Sensibilität, mit seiner extrem expressiven Hand (...) von einer inneren Tiefe, hat Michael Nuber uns À la Chapelle Sixtine und Reminiscenses de Don Juan dargeboten mit dem Pathos und der Bewunderung eines der Welt Entrückten am Rande der Extase.“

Gäubote 2011:… schließlich Chopins „Ballade g-moll“, in der sich Nuber von einem zum anderen Extrem fast bis zur Bipolarität aufspaltete, jede Nuance mit Bedeutung auflud. Kurze Momente der Euphorie wechselten sich ab mit Passagen zusammengebissener Zähne… Ein Triumph auf ganzer Linie für einen Musiker dessen emotionale Verfasstheit nicht nur komplett in seine Musik fließt, sondern sich auch auf beeindruckende Weise in seiner Mimik und Gestik widerspiegelt. Diese alles vereinnahmende Energie belässt nun mal kein Atom an seinem Platz.…“
RZ Februar 2023: Michael Nuber spielt meisterhaft
Der Konzertpianist Michael Nuber bietet alle paar Wochen in Schwäbisch Gmünd fesselnde Konzertprogramme. Sein Spiel ist in jeder Hinsicht auf Top-Niveau. seine Anschlagstechnik erlaubt ihm eine unglaubliche Spannbreite der Dynamik.
Nuber beherrscht alle Techniken für die klassisch-romantische Literatur aber auch weit darüber hinaus, sein polyphones und strukturelles Denken und Fühlen schließt die Werke kammermusikalisch auf und führt den Hörer durch schwierigste Materie.
Am vergangenen Sonntag konnte man der Darbietung einer Auswahl romantischer Werke lauschen von Mendelssohn, Schumann, Chopin und Brahms. Wieder war man vom dem beseelten und packenden Spiel fasziniert. (...)
Die vier ausgewählten Werke von Brahms bestachen durch Innerlichkeit und Leidenschaft, führten aber an vielen Stellen die Hörer zum Übersinnlichen. Michael Nuber spielt solche Werke niemals konventionell. Er analysiert und findet seine Interpretation zum Teil weit ab vom üblichen Weg, aber eben in den vom Komponisten vorgegebenen Strukturen. Er schafft es dabei zu fesseln, er führt seine Zuhörer in ungeahnte Welten.
Gleich beim Capriccio fis-moll aus op.76 stand die Welt manchmal still und Nuber blickte in nicht- irdische Welten und zeigte sie mit seinem Spiel seinen Hörern. Aber auch geballte Leidenschaft in der Rhapsodie h-moll oder im Capriccio g-moll op.116/3 war zu spüren und packte die Menschen im Saal. Interessant war, mit welch freiem Tempo der Pianist die Rhapsodie gestaltete und trotzdem oder gerade deshalb den Spannungsbogen nirgends reißen ließ. Selbst das kleine Intermezzo C-Dur op.119/3 fiel durch Freiheiten des Tempos auf, aber man spürte immer, dass Nuber den harmonischen Gehalt des Werkes im Auge hatte und seine Phrasierung dadurch natürlich atmete und Zusammenhänge freilegte. So polyphon wie bei Nuber wird man selten diese Stücke von Brahms hören. Aber gerade dies führt zu einer interpretatorischen Dichte und einer Farbigkeit im Klang. (...)

RZ zu Liszt-Abend 19.11.2023:
Im zweiten Teil erklangen Bearbeitungen romantischer Opern (aus „Tristan und Isolde“ und „Rigoletto“) und der berühmte Erste Mephisto-Walzer, allesamt Werke der Klasse „fast unspielbar“. Nuber zauberte mit technischen Finessen in der Rigoletto-Paraphrase, spielte atemberaubende Läufe und Dreiklangsbrechungen, Oktaven-Passagen, filigranste Verzierungen und gestaltete aus diesen technischen Elementen reinste romantische Musik. Isoldens Liebestod spielte Nuber in einer gemischten Fassung von Liszt und Moszkowski mit einigen eigenen Veränderungen. Hier zeigte sich die Kunst des langsamen Spannungsaufbaus und die Beherrschung des Orchestralen auf dem Klavier beim riesigen Höhepunkt. Nuber singt nicht nur auf und mit dem Klavier, er schattiert auch die Klangfarben nach den jeweiligen Harmonien.Beim Mephisto-Walzer wuchs der Gmünder Konzertpianist dann nochmal über sich hinaus. Was hier an technischen Raffinessen aller Art gefordert ist, ist unglaublich. Aber Nuber spielt hier nie um der Technik-Vorführung willen, er beleuchtet das Teuflische, den Irrsinn, die Wollust, die intensivsten Leidenschaften, die man sich vorstellen kann. Und das mit einer Sicherheit bei den heikelsten Sprüngen, den irrwitzigsten Läufen, bei den tollsten Kaskaden… Selten ist man dem Teufel und der Liebe so nahe in der Musik, wie in Michael Nubers Interpretation.
Langer Beifall belohnte den Musiker – er wollte eigentlich keine Zugabe spielen. Das Publikum blieb aber einfach sitzen und wurde dann doch noch mit der Romanze aus dem Jahre 1849 belohnt. Ein wunderbar melancholisches und gesangliches Klavierwerk.
Dieser Abend wird sicher lange in Erinnerung bleiben – es war Musik und Spannung pur – eine Sternstunde mit Michael Nuber und Franz Liszt.


„Michael Nuber ist ein Musik-“Entrückter“ am Klavier und man versteht, wenn man ihm lauscht, wie die vergangenen Fabelgestalten Liszt und Paganini ihr Publikum völlig verzaubern konnten, daß man ihnen sogar nicht irdische Kräfte zugeschrieben hatte.“ (RZ)


Veranstaltungsort:
Kath Kirche Sankt Michael, Gemeindesaal


Veranstalter

Michael Nuber
Konzertpianist
Rechbergstraße 80
73529 Schwäbisch Gmünd

07171 61118

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