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1. Oktober 2025
750 Jahre Einhorn
Schwäbisch Gmünd (sv). Das Einhorn in Siegel und Wappen von Schwäbisch Gmünd ist wohl das älteste „kommunale“ Einhorn im deutschsprachigen Raum: Vor 750 Jahren, am 11. Oktober 1275, wurde das Gmünder Stadtsiegel zum ersten Mal an eine Urkunde gehängt. Seitdem hat das Einhorn die Stadt über sämtliche Umbrüche eines Dreivierteljahrtausends hinweg repräsentiert. Die Stadt Schwäbisch Gmünd feiert diesen Anlass mit einem neuen Buch des Stadtarchivs und einer Veranstaltungsreihe rund um den Jahrestag des Erstbelegs.
Die Gmünder Einhorntradition steht heute einem globalen Einhornhype gegenüber, der auf den ersten Blick wenig mit mittelalterlicher Heraldik zu tun hat. Einhörner liegen weit über Gmünd hinaus im Trend, als Kinderbuch- und Spielzeugfigur in Pastell- und Regenbogenfarben, als spielerisches Designelement für Konsumgüter aller Art, oder auch, wegen des Regenbogens, als positives Symbol für Diversität. Die Rolle des Einhorns als kommerzielles „Zauberpferd für kleine Mädchen“ hat jedoch mehr mit den symbolischen Wurzeln des Gmünder Stadtwappens gemein, als man zuerst vermuten würde. Worin diese Gemeinsamkeit besteht, warum gerade ein Einhorn zum Gmünder Wappentier wurde, aber auch, aus welchen Gründen das ein paar Jahrhunderte später niemand mehr wusste: Diese und andere Fragen sind Themen der Veröffentlichung von Stadtarchivar Dr. Niklas Konzen, „Das Einhorn von Schwäbisch Gmünd: 750 Jahre eines Stadtsymbols“.
Ausgehend von den Vorstellungen, die Zeitgenossen des 13. Jahrhunderts von Einhörnern hatten, thematisiert das Buch zunächst die Entstehung des großen Stadtsiegels. Im Fokus stehen vor allem die allegorische Legende vom Einhornfang durch eine Jungfrau, das Patrozinium der romanischen Pfarrkirche der Stauferstadt und ihre Beziehungen zum Chorherrenstift und zum Kloster Lorch. Diese Hinweise verdichten sich zur Schlussfolgerung, dass das Gmünder Einhorn als Symbol der lokalen Pfarrpatronin Maria zu verstehen ist.
Die späteren Kapitel verfolgen die weitere Karriere des Gmünder Einhorns als Wappentier. Die heraldische Trias von Einhorn, Reichsadler und Stauferlöwen brachte das Selbstverständnis der Reichsstadt als „historischer“ Hauptstadt der staufischen Herzöge von Schwaben zum Ausdruck. Da die Jungfrau Maria im Verlauf der Frühen Neuzeit zur Symbolfigur der Gegenreformation wurde, erfuhr auch das Einhorn im katholischen Gmünd eine konfessionelle Umdeutung. Zugleich wurden Vorstellungen des Einhorns als reales Lebewesen durch den Buchdruck und das Aufkommen empirischer Naturforschung stärker verbreitet, auch in Gmünd. Die alte Allegorie des Einhornfangs rückte damit in den Hintergrund. Der ursprüngliche Bezug des Einhorns zu Maria als Pfarrpatronin, der sich daraus ableitete, geriet in Vergessenheit.
Der letzte Teil behandelt schließlich das Gmünder Einhorn nach dem Ende der Reichsstadt. Diese Entwicklung ist geprägt von einem starken Bedeutungsverlust nach der Mediatisierung Gmünds durch Württemberg 1802, einer erfolgreichen lokalen Renaissance im Historismus des Kaiserreichs ab Ende des 19. Jahrhunderts, und dem Vordringen des Einhorns in die lokale Alltagskultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Hier trifft das Gmünder Einhorn schließlich auf den globalen Einhornhype der Gegenwart: Die Legende vom Einhornfang durch eine Jungfrau ist heute, reduziert um seine Marienallegorie, zum Grundmotiv des Gendermarketings kommerzieller Einhornprodukte geworden.
Am Samstag, 11. Oktober um 17 Uhr wird das Buch im Festsaal des Franziskaners vorgestellt.
Darüber hinaus haben viele weitere Gmünder Institutionen das Einhornjubiläum aufgegriffen und laden dazu ein, diesen Anlass mit zu feiern:
Den Anfang macht die Stadtbibliothek mit einem themenbezogenen Vorlese-Vormittag für Kinder. Das Museum im Prediger präsentiert einen Goldpokal der Renaissance mit Einhorn-Darstellungen und bietet darüber hinaus eine Einhornführung an. Auch interaktive Führungen durch die Stadt stehen zum Thema Einhorn auf dem Programm, angeboten durch die Gästeführerinnen Marlene Grimminger und Susanne Lutz.
Die Volkshochschule zeigt die Ausstellung „750 Jahre Einhorn-Wappen – 750 Einhörner gesucht!“ mit Werken von Kindern und Jugendlichen zum Jubiläum, entstanden in der Jugendkunstschule, die ihrerseits ihre neuen Atelierräume in Münsterplatz 19 präsentiert. Weiter hält der Nürnberger Kunsthistoriker Dr. Marian Wild in der Volkshochschule einen Vortrag zum Einhorn als queeren Symbol. Und schließlich werden die Mitglieder des Gmünder Autorenkreises aus den belletristischen Texten zum Thema Einhorn lesen, die ebenfalls neu in Buchform erscheinen.
Weitere Informationen zu den Daten und Schauplätzen des Rahmenprogramms sind im Flyer im Einzelnen aufgeführt.