Zu sehen sind die Beteiligten der Lesung vor einer Wand stehend

Feministische Tiergedichte mit Ella Carina Werner

Schwäbisch Gmünd (sv). Bis auf den letzten Hocker ausverkauft war das Labor im Chor, als Ella Carina Werner im Zuge der Literaturtage wortReich zu Gast war. Gastgeberin Alkie Osterland begrüßte im Namen des Labors im Chor das gutgelaunte Publikum und verwies auf die schon jahrelange Tradition des Labors im Chor als Forum für Kultur, weit über die angewandte Kunst hinaus. Gemeinsam mit Angela Munz und Maria Hokema seien sie sehr gerne auch über die Literatur bei wortReich dabei. Mit-Veranstalterin, Gmünds Beauftragte für Chancengleichheit, Elke Heer stellte den Zusammenhang zwischen Feminismus, Chancengleichheit und dem Humor her, der zweifellos vorhanden sei.

Dies bewies auf das Beste die Satirikerin Ella Carina Werner mit ihren Prosatexten, den Glossen und den Tiergedichten. Welche Befreiung es sei, über 40 zu sein. Man könne endlich Tassen mit passenden Untertassen haben und sich einen jüngeren Mann angeln. Wie mit ungewollten Komplimenten umzugehen sei, beschrieb sie in „In your face“: sehr wirkungsvoll sei, ein „wie süß bist du denn“ mit einem „Nein, süß bist du“ zu beantworten und sich über die Ratlosigkeit des Mannes zu freuen. In den Tiergedichten kommen Enten, Kragenbären, Kraken, Hühner, Hengste, Schlangen, Kröten, Schaben, Säue, eine Möpsin und eine Störchin vor. Alle geben die Skurrilitäten und Eigenheiten von Frauen und Männern wieder. Es ging um Gender, Menstruation, Menopause, Sexualität, alkoholische Getränke und das Leben. Das Gedicht „Der Hahn erklärt der Henne unentwegt wie man am besten Eier legt“ – das war Mansplaining, humorvoll verpackt. Amüsant und gleichzeitig feministisch zu sein – Ella Carina Werner gelang dies perfekt mit ihren Gedichten, die wie mit leichter Hand hingeschrieben wirkten, aber dennoch genaue Beobachtungsgabe und ein munteres Sprachgefühl verlangen. Ella Carina Werner ist eine detaillierte Beobachterin und hat eine besondere Gabe, das Gesehene und Empörende satirisch zu überhöhen. Damit gibt sie dem Ärger über patriarchale Widrigkeiten ein Ventil, das mit Leichtigkeit schwere Inhalte verströmt. Das Publikum war von der besonderen politisch-ironischen Atmosphäre der Lesung begeistert. Zugaben gab die Autorin gerne, z.B. „Zum Erpel sagt die Ente: „Ich kriege keine Rente.“ Sagt er im Plauderton: „Ich schon.“

Viel Zeit nahm sich die Autorin, die Bücher individuell zu signieren und als besondere Zugabe, noch Tiere dazu zu skizzieren. Das Gastgeberinnen-Team vom Labor im Chor und der Stabsstelle Chancengleichheit war sich einig: Ella Carina Werner ist eine kluge Autorin, die persönlich-politisch zu überzeugen weiß - ein Glücksfall für wortReich.

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