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24. Mai 2016
Vielfältige Interpretationen zum 200. Geburtstag
Schwäbisch Gmünd feiert den 200. Geburtstag seines berühmten Sohnes mit einer Ausstellung von „Washington Crossing the Delaware“-Interpretationen
Schwäbisch Gmünd (sv). Am 24. Mai, dem Geburtstag von Emanuel Leutze, eröffnete Baubürgermeister Julius Mihm die Ausstellung der Interpretationen von Leutzes bekanntesten Werk und erklärte die große, vielfältige Interpretationskraft des Originalbildes „Washington Crossing the Delaware“. Bis Mittwoch, 31. August, ist die Ausstellung im Rathaus zu sehen.
Der in Gmünd geborene deutsch-amerikanische Historienmaler Emanuel G. Leutze war zeit seines Lebens hin- und hergerissen zwischen der alten und der neuen Welt. Mit seinem Gemälde "Washington Crossing the Delaware" hat er derart die amerikanische Seele berührt, dass eine Kopie von "Washington Crossing" fast schon zur Standardausrüstung mancher Haushalte gehörte; eine Tatsache, über die sich Schriftsteller Mark Twain in seiner Erzählung „Leben auf dem Mississippi“ lustig machte.
Der Erfolg mit einem in Amerika so populären Sujet - so selbstverständlich er im Nachhinein sein mag - war aber nicht der Grund, warum sich Leutze des Themas annahm. Für ihn war dieser Aufbruch General Washingtons hinein in einen Überraschungsangriff, der die Wende im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bringen sollte, eine Metapher für den Beginn einer neuen Zeit, ein Symbol für Mut, für die Hoffnung, die er mit seinem Bild eigentlich nicht den Amerikanern, sondern den deutschen Freiheitskämpfern der Revolution von 1948 machen wollte.
Leutzes Bild „Washington Crossing the Delaware“ hat nicht nur die amerikanischen Bürger, sondern auch viele Kunstschaffende berührt und inspiriert, darunter herausragende Künstler des 20. Jahrhunderts wie Roy Lichtenstein und Jacob Lawrence oder aufstrebende Stars der aktuellen US-Kunstszene wie Sandow Birk.
Interpretationen, Parodien und „Spoofs“ des Bildes gibt es vielfach. Eine Ausstellung im Rathaus Schwäbisch Gmünd zeigt seit heute eine kleine Auswahl davon.
Bilder:
1. “Lord Stanley and the Penguins Crossing the Allegheny” (Fred Carrow): Zeigt die Komposition mit den Pittsburgh-Penguins, die drei Mal den von Lord Stanley gestifteten Eishockey-Pokal gewonnen haben
2. „Dangerous Women Crossing the Delaware“ (Barry Kite): bedeutet für den Künstler als Verfremdung des Leutze-Bildes eine „Erweiterung der gefundenen Poesie“.
3. „Shimomura Crossing the Delaware“ (Roger Shimomura): stellt sich 2010 selbst an die Stelle des Gründers der USA, die Truppen ersetzt er durch Samurai, Kulisse ist Aufnahmezentrum für asiatische Immigranten in San Francisco
4. „Whos Crossing the Delaware“ (Jesse Rubenfeld): stellt ins Zentrum seiner Adaption Doctor Who, Protagonist der von der BBC produzierten Science-Fiction-Serie
5. „Washington Crossing the Delaware“ (Roy Lichtenstein): Ist der in Deutschland wohl bekannteste der in diesem Raum vorgestellten Künstler, irritierende Verfremdung des Leutze-Gemäldes erzeugen Distanz, die Bewunderung für das Motiv zeigt
6. “Struggle Series: No 10 – Washington Crossing the Delaware” (Jacob Lawrence): Künstler ist erster Afro-Amerikaner, dessen Arbeit im Museum für Modern Art (MoMA) NY zu sehen war. Die Serie beschäftigt sich mit großen Themen der US-Nation, Washingtons Soldaten erscheinen resigniert
7. Spiegel Cover: Zeigt Leutzes Komposition, an Bord der aus dem Amt scheidende Bill Clinton, die Pose Clintons scheint den Nachfolgern Richtung vorzugeben
8. „Leutze Club Crossing the Rems“ (Robert Nachtigall): Malte 2009 im Auftrag des Leutzes-Clubs Schwäbisch Gmünd dieses Bild, Mitglieder des Clubs an Bord des Bootes, „Fluss“ ist die vereiste Rems
9. “Make it Happen” (Angela Herzog): 2. Gmünder Interpretation des Leutze-Bildes, Frauen aller Schichten und Alter der heutigen Gesellschaft. Ist die Ankündigung der offiziellen Leutze-Feierlichkeiten, Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen zum 200. Geburtstag des gebürtigen Gmünders und herausragenden deutsch-amerikanischen Künstlers
10. „North Swell“ (Washington Crossing the Delaware) (Sandow Birk): Birk hat sich darauf spezialisiert, bekannte Werke der bildenden Kunst, vor allem Historienbilder des 17. bis 19. Jahrhunderts assoziativ in die Gegenwart zu übertragen. Dafür imitiert er besondere Merkmale des Ausgangsbildes, etwa wie hier den Bildaufbau
11. “George Washington Crossing a River of Cherry Pies” (Rocco Navigatio): Auch zu Werbezwecken wurde die Leutze-Komposition hergenommen
Zitate von beteiligten Künstlern:
Fred Carrow („Lord Stanley and the Penguins Crossing the Allegheny“) „Ich bin über alle Maßen geschmeichelt…ich bin mit Emanuels „Crossing“-Bild in unseren Geschichtsbüchern aufgewachsen und es hing an den Wänden vieler meiner Klassenzimmer, wo ich es regelmäßig betrachtete und mich in Tagträumen verlor, so wie es sicherlich unzählige andere Schüler auch taten“
US-Künstler Sandow Birk („North Swell“), der seine Bilder bereits in Ausstellungen in Reutlingen und Heidelberg gezeigt hatte, schrieb:“ […] Ja, mein Bild ist durch Leutzes “Washington Crossing the Delaware” inspiriert, ein Bild das ich viele Male im Metropolitan Museum in New York angeschaut habe. Ich bin überhaupt ein großer Fan seiner Werke und er ist mir seit vielen Jahren eine Inspiration.“