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4. November 2025
Wandel gestalten statt verwalten
Schwäbisch Gmünd (sv). Der Wandel unserer Zeit verlangt neue Antworten – und vor allem mehr Handlungsspielräume. Diese Botschaft zog sich wie ein roter Faden durch das Gmünder Zukunftsforum 2025, zu dem die Stadt Schwäbisch Gmünd, die IHK Ostwürttemberg und die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd am 13. Oktober in das Gmünder Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie (fem) eingeladen hatten. Rund 120 Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung diskutierten, wie Städte und Regionen Zukunft aktiv gestalten können – in einer Zeit, in der Bürokratie, Fachkräftemangel und gekürzte Förderprogramme Unternehmen und Forschung gleichermaßen ausbremsen.
Wirtschaft in der Krise – aber mit klarem Blick nach vorn
Bereits zu Beginn sorgte fem-Leiter Professor Dr. Holger Kaßner für einen nachdenklichen Moment: Aufgrund gestoppter Bundesmittel müsse das renommierte Forschungsinstitut Kurzarbeit anmelden. Ein Symbol dafür, wie fragil die deutsche Forschungslandschaft derzeit ist. Ohne verlässliche Förderstrukturen, so die einhellige Meinung vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer, drohen Innovationslücken, mit direkten Folgen für die regionale Wirtschaft. Oberbürgermeister Richard Arnold betonte in seiner Begrüßung, dass Schwäbisch Gmünd gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit auf Kooperation und Innovation setzt: „Nur wenn Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam anpacken, können wir Zukunft gestalten.“ Auch Thilo Rentschler, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg, unterstrich in seiner Begrüßung wie wichtig stabile Rahmenbedingungen für Forschung und Unternehmen sind: „Wenn Forschung stillsteht, wird der Mittelstand von morgen ausgebremst. Wir brauchen verlässliche Förderung und Verwaltung, die ermöglicht – nicht verhindert.“
Bürokratie als Bremsklotz für Fortschritt
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Oberbürgermeistern Richard Arnold (Schwäbisch Gmünd), Matthias Klopfer (Esslingen) und Boris Palmer (Tübingen) sowie dem Digitalexperte Karl-Heinz Land und Thilo Rentschler wurde deutlich: Zu viel Bürokratie bremst Fortschritt. Arnold schilderte eindrücklich, wie langwierige Genehmigungsprozesse in den Kommunen Projekte verzögern. „Wir müssen Verwaltung neu denken – schlankere Bürokratie und Lösungsorientiert“, sagte der Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister. Auch das Thema Wasserstoffregion Ostwürttemberg kam zur Sprache: Die Region verfüge über das technische und wirtschaftliche Potenzial, beim Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft eine führende Rolle einzunehmen. Doch der regulatorische Rahmen erschwere den schnellen Einstieg. Hier brauche es, so der Tenor, pragmatische Lösungen statt bürokratischer Bremsen.
KI als Chance – aber kein Selbstläufer
Ein Blick in die Zukunft bot der Vortrag des Digitalexperten und Autors Karl-Heinz Land, der unter dem Motto „Aufbruch in eine neue Zeit – Wie Standorte zukunftsfähig werden“ die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) für Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtete. KI könne, so Land, enorme Produktivitätsgewinne schaffen und ganze Wertschöpfungsketten neu denken lassen. Allerdings brauche es dafür ein Umdenken: KI müsse als Werkzeug verstanden werden, das menschliche Fähigkeiten ergänzt – nicht ersetzt. Sein Konzept der „Kollaborativen Intelligenz“ beschreibt genau das: Die Kombination von menschlicher Erfahrung mit technologischer Effizienz. Die anschließende Diskussion zeigte, dass das Thema kontrovers bleibt. Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung und Hochschule mahnten an, den Menschen dabei nicht aus dem Blick zu verlieren und Selbstwirksamkeit zu stärken. Einig war man sich jedoch darin, dass Ostwürttemberg mit seinen starken Industrieunternehmen, seiner Hochschullandschaft und Projekten wie dem digiZ Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg beste Voraussetzungen hat, um KI sinnvoll in die Praxis zu bringen.
Innovation braucht Kontinuität – und verlässliche Rahmenbedingungen
Das Gmünder Zukunftsforum zeigte einmal mehr, dass wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit dort entsteht, wo Innovation, Mut und Wissen zusammenkommen. Die drei Oberbürgermeister und Thilo Rentschler sind sich einig, dass sich Baden-Württemberg als Wissensland nicht abhängen lassen darf, denn „unsere Region hat das Wissen, die Unternehmen und die Menschen, um Zukunft zu gestalten – wenn man sie lässt.“
Ein starkes Signal aus Gmünd
Das Gmünder Zukunftsforum 2025 war mehr als eine Diskussionsveranstaltung, es war ein deutliches Signal an Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft, künftig enger zusammenzuarbeiten und den Standort Deutschland wieder entschlossener nach vorne zu bringen. Ostwürttemberg hat das Potenzial, beim Wandel nicht nur mitzuhalten, sondern ihn aktiv mitzugestalten. Dafür braucht es verlässliche Rahmenbedingungen, unternehmerischen Mut und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Einen lebendigen Eindruck vom Abend vermittelt ein Video des Gmünder Zukunftsforums auf YouTube, zu finden unter Gmünder Zukunftsforum 2025. Dort sind die Statements der Referentinnen und Referenten zu sehen – und man erhält einen authentischen Einblick in die Diskussionen und die Atmosphäre des Forums.