Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen.

Französische Lithographien und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts

6. November 2009 - 28. März 2010

Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen
Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen

Théodore Géricault, Eugène Delacroix und Honoré Daumier gehören zu den überragenden Protagonisten der französischen Kunst der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihr Maßstäbe setzendes lithographisches Werk bildet einen Meilenstein innerhalb der Geschichte der neueren Graphik. Zum ersten Mal im süddeutschen Raum präsentiert das Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd aus einer Privatsammlung wichtige Werkgruppen dieser drei weltberühmten Künstler. Zusammen mit Arbeiten von Zeitgenossen sind vom 6. November 2009 bis 28. März 2010 insgesamt 140 Lithographien, Radierungen und Zeichnungen zu sehen - eine in diesem Umfang bislang einzigartige Präsentation zum Werk dieser drei Hauptmeister der französischen Zeichenkunst sowohl in Deutschland wie auch in Frankreich. Eine Auswahl an Arbeiten aus dem Umfeld der nachfolgenden Künstlergeneration, die von Géricaut, Delacroix und Daumier maßgeblich beeinflusst wurde, vervollständigt die Ausstellung. Dazu gehören u. a. Blätter so herausragender Künstler wie Richard P. Bonington, Jean-Baptiste-Camille Corot, Nicolas-Toussaint Charlet, Edgar Degas, Gustave Doré, Francisco de Goya, Edouard Manet, Théodore Rousseau, Camille Pissarro, Henri de Toulouse-Lautrec und Edouard Vuillard. Die Ausstellung gibt damit nicht nur einen Einblick in eine der spannendsten Abschnitte der neueren Graphikgeschichte: die französische Künstlerlithographie. Darüber hinaus bietet die Präsentation die Möglichkeit, graphisches Schaffen aus einer Epoche im Vergleich von insgesamt 18 hochkarätigen Künstlern zu betrachten.

Ausstellung und Katalog » (224 Seiten, 24 Euro) entstanden in Kooperation mit dem Museum Goch, dem Vonderau Museum Fulda und der Städtischen Galerie Überlingen.

Mit der Erfindung der Lithographie 1798 durch Alois Senefelder entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein vollständig neues druckgraphisches Verfahren. Es bot Künstlern bis dahin ungeahnte Möglichkeiten, die eigene zeichnerische Handschrift im Druck zu reproduzieren. Zu den führenden Vertretern der Lithographie in Frankreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehören Théodore Géricault (1791-1824), Eugène Delacroix (1798-1863) und Honoré Daumier (1808-1879).

Die Lithographien Géricaults bilden den ersten Höhepunkt und zugleich den Schwerpunkt der vorgestellten Privatsammlung, die mit 50 von insgesamt 72 bekannten Blättern des Künstlers die umfangreichste ihrer Art ist. Die vorgestellten Arbeiten, darunter vor allem die großartigen Pferdedarstellungen, bilden Géricaults graphisches Hauptwerk und zugleich einen der Höhepunkte der frühen französischen Künstlerlithographie. Géricault hinterließ ein bedeutendes und richtungsweisendes Œuvre, mit dem die Romantik in der französischen Malerei zum Durchbruch gelangte. Besonders beeinflusste er Eugène Delacroix und die junge französische Künstlergeneration.
Delacroix, der sich zeit seines Lebens mit großer Intensität mit der Geschichte, Literatur und Musik beschäftigte, ließ sich immer wieder von literarischen Themen inspirieren und schuf bedeutende Zyklen zu Faust, Hamlet und Götz von Berlichingen. Die von Delacroix präsentierten Lithographien reichen von dem frühen Blatt „Macbeth befragt die Hexen" über die Faust- und Hamlet-Illustrationen bis hin zu einer der letzten Arbeiten des Künstlers in dieser Technik: „Löwe, der ein Pferd zerreißt". Insbesondere die Faust-Illustrationen stellen einen Gipfelpunkt sowohl in Delacroix´ graphischem Werk als auch für die Lithographie nach literarischen Vorlagen dar. Eine Besonderheit bilden die beiden Vorzeichnungen zu Faust und Hamlet, die hier in ihrem Verhältnis zu den ausgeführten Drucken gezeigt werden.
Aus Honoré Daumiers fast 4.000 Blätter umfassenden lithographischem Werk konzentriert sich die Sammlung auf die frühen politischen Graphiken aus „La Caricature" sowie die ins Symbolhafte gesteigerten Werke der Spätzeit. Daumiers großen Zyklen über die politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse der Epoche haben bis heute nichts an Aktualität und Brisanz verloren. Seine politischen Karikaturen bewegten sich am Rande der Pressefreiheit; als er den Bürgerkönig Louis-Philippe als „Gargantua" (Vielfraß) verhöhnte, brachte ihm das eine halbjährige Gefängnisstrafe wegen Majestätsbeleidigung ein. Sowohl als Zeitdokumente wie auch als eigenständige Kunstwerke stellt Daumiers umfangreiches lithographisches Schaffen, das ihn zum produktivsten Künstler seiner Zeit macht, einen Markstein in der Geschichte der Graphik dar.
Unter den zahlreichen, bislang noch nicht gezeigten Künstlerlithographien von Zeitgenossen ragen die atmosphärisch dichten Naturzeichnungen von Jean-Baptiste-Camille Corot (1796-1875) und Théodore Rousseau (1812-1867) besonders heraus. Beide wirkten in ihrem aus der Freilichtmalerei gewonnenen wegweisenden Zeichenstil prägend auf die jüngeren Künstler ihrer Zeit. Zu diesen zählt der Gründungsvater des Impressionismus, Camille Pissarro (1831-1903), dessen außergewöhnlich koloristischer Stil die um 1870-1875 entstandene Bleistiftzeichnung „Landschaft mit Bäumen" ablesen lässt.

Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen
Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen
Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen

Eröffnung

Eröffnet wird die Werkschau am Freitag, 6. November um 19 Uhr im Großen Saal des Predigers.

Es sprechen
Richard Arnold Oberbürgermeister
Dr. Dorit Schäfer Leiterin des Kupferstichkabinetts an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Dr. Gabriele Holthuis Museum und Galerie im Prediger

Es musizieren
Johannes Grimm (Sopran) und
Leonard Gramm (Klavier)
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791): Dans un bois solitaire, KV 308
Franz Schubert (1797-1828): Die Forelle, Op. 32, D 550

Géricault – Delacroix – Daumier und Zeitgenossen

Begleitprogramm

Ein umfangreiches Begleitprogramm aus Führungen, Angeboten für Kinder, Kindergärten und Schulen sowie Gesprächen vertieft die Präsentation.

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